Montag, 12. Januar 2015

Short Walks in den Flinders Ranges

Blick vom Clem Corner Walk zur Wilpena Pound Range
Nächtliche Regengüsse und stürmischer Wind beruhigen sich am Morgen. Am Vormittag zeigt sich das Wetter versöhnlich, bleibt aber unsicher, weshalb wir längeren Wanderungen ‚Short Walks’ im 'Wilpena Pound' und im Gelände der Rawnsley Park Station vorziehen.
Vielfalt, Fremdartigkeit und Dichte unserer Eindrücke von Landschaft und Natur der Flinders Ranges entziehen sich einer Beschreibung in Bildern oder mit Worten. Nur wer zu Fuß die Landschaft erwandert, öffnet seine Sinne für das Spiel von Licht und Schatten, nimmt die besonderen Gerüche der Vegetation wahr, hört Stimmen der Natur, registriert die Natur im Kleinen, erblickt exotische Vögel, Pflanzen, Blüten, Früchte, Tautropfen auf Gräsern, im Licht glitzernde Spinnennetze, Ameisenstraßen auf dem Waldboden, geologische Mikro-Strukturen etc. Die Stimulierung aller Sinne bewusster und unbewusster Wahrnehmung erzeugt eine magische Stimmung, die Dritten nur unvollständig vermittelbar ist. Diashow der Fotoserie

Flinders Ranges NP - Wangara Lookout Walk über Hills Homestead (1:45 Std.)
Tafel an der Self Registration Station des Nationalparks
Von der Rawnsley Park Station fahren wir zum Visitor Center des Flinders Ranges Nationalparks. Ein großer Carpark lässt auf viele Besucher schließen. Gerade ein weiteres Besucher-Auto ist zu sehen. Am Vormittag treffen wir lediglich 4 Walker und eine Schülergruppe. Trotz ‚High Season’ scheinen spannende Landschaft und attraktive Natur der Flinders Ranges nur wenige Menschen zu interessieren. Das Wetter kann nicht alleine verantwortlich sein, denn die Störung betrifft den gesamten Süden Australiens. Vermutlich schrecken andere Faktoren ab, wie Infrastruktur (gering), Unterhaltungsangebote (bescheiden), Anforderungen an Fitness und Selbstorganisation (erhöht), Smartphone-Empfang (entfällt weitgehend wegen löchriger Netzabdeckung und schwacher Verbindungen).





Mythologie der Entstehung von IKara (Wilpena Pound)
Geologische Formationen der Flinders Ranges erinnern uns an die San Raphael Swell in Utah, auf die wir bei unserer USA-Reise 2013 aufmerksam geworden sind, aber mangels ausreichender Vorbereitung leider nicht näher erkunden konnten. Die Flinders Ranges sind eine gute Alternative. Vom Visitor Center wandern wir entlang eines ‚Creeks’ in Richtung Wilpena Pound, eine von Bergketten umgebene nahezu runde Ebene, von Aborigines als ‚Ikara’ bezeichnet. ‚Ikara’ war über tausende Jahre ein zeremonieller Versammlungsort der in den Flinders Ranges lebenden Aborigines. Am nächsten Tag lernen wir am 'Arkaroo Rock Walk', dass in der  Mythologie von Aborigines der Körper zweier mächtiger Wasserschlangen die ‚Ikara’ umgebenden Bergketten formte. Jede Kultur kreiert ihre eigenen Modelle zur Deutung von Welt und stellt (mehr oder weniger erfolgreich, friedlich oder repressiv) Konsens über vermeintliche Prämissen her. Konsequenzen einer Erosion kultureller Fundamente und aktueller Konflikte über Wahrheitsansprüche sind in der Gegenwart ungewiss.


Schrott an Hills Homestead
Nach 45 Minuten Wanderung erreichen wir ‚Hills Homestead’, das historische Wohngebäude von Schafzüchtern, die sich im 19. Jahrhundert im ‚Pound’ ansiedelten. Über 40.000 Jahre war die Landschaft am Wilpena Pound die Lebensgrundlage für hier lebende Aborigines. In wenigen Jahrzehnten zerstörten Siedler aus Profitgier diese Lebensgrundlage. Bis zu 120.000 Schafe weideten solange im Pound, bis die Landschaft buchstäblich kahl gefressen war. Schafzüchter zogen weiter. Verantwortung für das Land und seine indigenen Bewohner war ihnen fremd. Natürliche Ressourcen standen scheinbar unbegrenzt zur Verfügung und Aborigines galten nicht als Menschen. In der europäisch geprägten australischen Kultur ist eine respektlose und verachtende Haltung gegenüber Aborigines auch in der Gegenwart wahrzunehmen.




Ausblick vom Lower Wangara Outlook
Vom ‚Lower Wangara Lookout’ überblicken wir die hinter dem ‚Pound’ aufragende südliche und westliche ‚Pound Range’. Um den gesamten ‚Pound’ zu überblicken, müssten wir ca. 15 Minuten zum ‚Higher Wangara Lookout’ aufsteigen. Schnell nahende dunkle Wolkenwände raten zur Umkehr (1:45 Gesamtgehzeit). Auf dem Rückweg fällt leichter Regen. Wir fahren zurück in Richtung Unterkunft.





 




Rawnsley Park Station – Clem Corner Walk (1:15 Std.)
Ausblick vom Rawnsley Station Lookout
Bei Ankunft an der Rawnsley Park Station gibt sich das Wetter wieder freundlicher. Ein kurzer Abstecher führt zum ‚Rawnsley Station Lookout’ mit Rundumsicht über das weite Gelände. Wir wollen nicht nur schauen, sondern uns auch bewegen. In dem Gelände sind 7 Walks angelegt. Ab dem riesigen Campground (ohne Camper!) folgen wir dem Clem Corner Loop Walk (ca. 5 km). Der hervorragend angelegte Walk führt in einer Schleife über einen stark erodierten Tafelberg, von dem sich attraktive Ausblicke auf Wilpena Pound Range, Elder Range, Arkaba Hills und weitere Bergketten bieten. Auf der Runde begegnen uns keine Walker.







Wolkenbruch in den Flinder Ranges
Mittlerweile haben sich dunkel drohende Wolkenwände aufgebaut. Auf dem Rückweg holen uns einige Schauer ein, die jedoch nur von kurzer Dauer sind. Kaum haben wir 'unsere Eco Villa’ erreicht, als der Himmel alle Schleusen öffnet und die Schleusentore vorerst auch nicht wieder schließt. Dass wir die stärksten Regenfälle der letzten 30 Jahre in den Flinders Ranges erleben, erfahren wir bei der Abreise. Am Abend des heutigen Tages erreicht uns der erwartete Anruf. Die für morgen vorgesehen 4WD Ersatz-Tour kann nicht stattfinden. Der zugesagte Internetzugang funktioniert auch heute nicht.

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