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Blick vom Clem Corner Walk zur Wilpena Pound Range |
Am Morgen beruhigen sich in den Flinders Ranges nächtliche Regengüsse und stürmischer Wind. Am Vormittag zeigt sich das Wetter versöhnlich, bleibt aber unsicher, weshalb wir längeren Wanderungen ‚Short Walks’ im Wilpena Pound und im Gelände der Rawnsley Park Station vorziehen.
Vielfalt, Fremdartigkeit und Dichte unserer Eindrücke von Landschaft und Natur der Flinders Ranges entziehen sich einer Beschreibung in Bildern oder mit Worten. Nur wer zu Fuß die Landschaft erwandert, öffnet seine Sinne für das Spiel von Licht und Schatten, nimmt die besonderen Gerüche der Vegetation wahr, hört Stimmen der Natur, registriert die Natur im Kleinen, erblickt exotische Vögel, Pflanzen, Blüten, Früchte, Tautropfen auf Gräsern, im Licht glitzernde Spinnennetze, Ameisenstraßen auf dem Waldboden, geologische Mikro-Strukturen etc. Die Stimulierung aller Sinne bewusster und unbewusster Wahrnehmung erzeugt eine magische Stimmung, die Dritten nur unvollständig vermittelbar ist. - Fotoserie
Flinders Ranges NP - Wangara Lookout Walk über Hills Homestead (1:45 Std.)
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Tafel an der Self Registration Station des Nationalparks |
Von der Rawnsley Park Station fahren wir zum Visitor Center des Ikara-Flinders Ranges Nationalparks. Ein großer Carpark lässt auf viele Besucher
schließen. Heute ist gerade ein weiteres Besucher-Auto ist zu sehen. Am Vormittag
treffen wir lediglich 4 Walker und eine Schülergruppe. Trotz ‚High
Season’ scheinen spannende Landschaft und attraktive Natur der Flinders
Ranges nur wenige Menschen zu interessieren. Das Wetter kann nicht
alleine verantwortlich sein, denn die Störung betrifft den gesamten
Süden Australiens. Vermutlich schrecken andere Faktoren ab, wie
Infrastruktur (gering), Unterhaltungsangebote (bescheiden), Anforderungen
an Fitness und Selbstorganisation (erhöht), Smartphone-Empfang
(entfällt weitgehend wegen löchriger Netzabdeckung und schwacher
Verbindungen).
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Mythologie der Entstehung von IKara (Wilpena Pound) |
Geologische Formationen der Flinders Ranges sind bis zu eine Milliarde Jahre alt und zählen zu den ältesten Gebirgszügern der Erde. Formationen erinnern uns an die sehr viel jüngere San Rafael Swell in Utah, auf die wir bei unserer USA-Reise 2013 aufmerksam geworden sind, aber nicht näher erkunden konnten (Post 2.06.2013). Die Flinders Ranges sind mehr als eine gute Alternative. Vom Visitor Center wandern wir entlang eines ‚Creeks’ in Richtung Wilpena Pound, eine von Bergketten umgebene nahezu runde Ebene, von Aborigines als ‚Ikara’ bezeichnet. ‚Ikara’ war über tausende Jahre ein zeremonieller Versammlungsort hier lebenden Aborigines. Am 'Arkaroo Rock Walk' lernen wir, dass in der Mythologie von Aborigines der Körper zweier mächtiger Wasserschlangen die ‚Ikara’ umgebenden Bergketten formte (Post 13.01.2015). Jede Kultur kreiert ihre eigenen Modelle zur Deutung von Welt und stellt (mehr oder weniger erfolgreich, friedlich oder repressiv) Konsens über vermeintliche Prämissen her. Konsequenzen einer Erosion kultureller Fundamente und aktueller Konflikte über Wahrheitsansprüche sind in der Gegenwart ungewiss.
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Schrott an Hills Homestead |
Auf dem Lower Wangara Lookout Walk ereichen wir nach 45 Minuten Wanderung ‚Hills Homestead’, das historische Wohngebäude von Schafzüchtern, die sich im 19. Jahrhundert im ‚Pound’ ansiedelten. Über 40.000 Jahre war die Landschaft am Wilpena Pound die Lebensgrundlage hier lebender Aborigines. In wenigen Jahrzehnten zerstörten Siedler aus Profitgier diese Lebensgrundlage. Bis zu 120.000 Schafe weideten solange im Pound, bis die Landschaft buchstäblich kahl gefressen war. Schafzüchter zogen weiter. Verantwortung für das Land und seine indigenen Bewohner war ihnen fremd. Natürliche Ressourcen standen scheinbar unbegrenzt zur Verfügung und Aborigines galten nicht als Menschen. In der europäisch geprägten australischen Kultur ist eine respektlose und verachtende Haltung gegenüber Aborigines auch in der Gegenwart wahrzunehmen.
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Ausblick vom Lower Wangara Lookout |
Vom ‚Lower Wangara Lookout’ überblicken wir das Innere des ‚Wilpena Pounds’ und darüber hinaus auf südlich und westlich aufragende Bergketten. Am ca. 100 km weiterem nördlichen Ende der Flinderskette liegt in den Ediacara-Hügeln eine bedeutendsten Fundstätten präkambrischer Fossilin der Ediacara-Fauna aus der Zeit des ausgehenden Pretoriozoikums vor 580-540 Mio. Jahren. Weshalb die Vorgänger-Fauna der modernen Fauna vor ca. 540 Millionen Jahren ausgestorben ist, lässt sich bisher nur spekulativ beantworten.
Rawnsley Park Station – Clem Corner Walk (1:15 Std.)
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Blick vom Rawnsley Station Lookout zum Mount Havelock, Chace Range |
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Wolkenbruch in den Flinder Ranges |
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