Terra Australis

'Terra Australis' (lat. für 'südliches Land') ist die Bezeichnung eines bereits in der Antike vermuteten Südkontinents. Der griechische Wissenschaftler Claudius Ptolemäus (100–175) nahm an, dass Meere von Landmassen umgeben seien und postulierte eine den Indischen Ozean im Süden begrenzende unbekannte Landmasse 'Terra australis incognita'.(1)

1292 segelte Marco Polo von China zurück nach Venedig und berichtete über ein Land südlich von Java, das er „Groß-Java“ („Jave la Grande“) nannte. Chinesen war dieses südliche Land vermutlich bekannt. Ein chinesischer Kaiser soll im Besitz eines Kängurus gewesen sein.(2)





Kennzahlen (3), Klimazonen (4), politische Gliederung (5)

Klimazonen Australiens
  • Die Staatsfläche Australien beträgt ca. 7,7 Millionen qkm (Europa: ca. 10,2 qkm).
  • Die Nord-Süd-Ausdehnung Australiens erstreckt sich über ca. 3.700 km und umfasst unterschiedliche Klimazonen mit tropischen, subtropischen und gemäßigten Regionen. 
  • Die Ost-West-Ausdehnung erstreckt sich über ca. 4.000 km und ist in 3 Zeitzonen gegliedert (UTC+8 bis UTC+11).
  • Die zentrale Landmasse weist eine Küstenlänge von insgesamt 35.876 km auf.
  • Australien hat 2013 ca. 23 Millionen Einwohner (Europa: 740 Millionen). Die Bevölkerungsdichte beträgt 2,9 Einwohner/qkm (Europa: 75 Einwohner/qkm).
  • 92 % der Bevölkerung leben in Städten, vor allem in den großen Zentren an der Südostküste, auf Tasmanien und im Großraum Perth. Das Zentrum des Landes ist nahezu unbewohnt. 

Staaten und Territorien Australiens
Politisch gliedert sich Australien in 6 Bundesstaaten (New South Wales, Queensland, South Australia, Tasmanien, Victoria, Western Australia), drei Territorien (Australian Capital Territory, Northern Territory, Jervis Bay Territory) und sieben Außengebiete (sechs Inseln/Inselgruppen und ein Teil der Antarktis). Während die Bundesstaaten weitgehend eigenständig sind, besitzen die Territorien ein geringeres Maß an Eigenständigkeit oder sind direkt der Bundesregierung unterstellt.

Auf 3 Australienreisen haben wir in den Jahren 1997 (Übersicht der 1. Reise), 1999/2000 (Übersicht der 2. Reise) und 2001 (Übersicht der 3. Reise) Northern Territory, Queensland, New South Wales und einen südlichen Teil von Western Australia besucht. Die Reisen in Jahren 1999/2000 und 2001 waren mit Abstechern zur Nordinsel Neuseelands verbunden.
Unsere 4. Australienreise 2014/2015 führt durch die Staaten Victoria, Tasmanien, South Australia sowie nach Western Australia mit einem Reisefokus auf Regionen nördlich von Perth.        



Frühgeschichtliche Besiedlung Australiens (6,7,8,9)

Seit der späten Kreidezeit (vor ca. 70 Millionen Jahren) ist Australien vom asiatischen Festland isoliert. Bis vor ca. 8.000 Jahren bildete Australien mit Neuguinea, Tasmanien, einigen kleineren Inseln und großen Teilen der heutigen Arafurasee den Kontinent Sahul. Am Ende der letzten Eiszeit vollzog sich die Isolierung als der Meeresspiegel um mehr als hundert Meter anstieg.

Wann die Besiedlung durch Menschen einsetzte, ist strittig. Überwiegend wird sie zwischen 60.000 und 32.000 v. Chr. angesetzt. Die ältesten aufgefundenen Werkzeuge und Siedlungsspuren werden auf ein Alter von 48.000-50.000 Jahre datiert. DNA-Vergleiche legen nahe, dass frühe Vorfahren australischer Ureinwohner vor 100.000 bis 130.000 Jahren Afrika verließen und über Europa und Asien in mehreren Siedlungswellen bis nach Australien vorgedrungen sind. Neuere genetische Untersuchungen ergeben, dass Aborigines einer Auswanderungswelle aus Afrika vor 62.000–75.000 Jahren entstammen.(9) Aborigines sind damit die frühesten kontinuierlichen Vertreter des modernen Menschen außerhalb Afrikas. (Die heutigen Europäer und Asiaten lassen sich auf eine weitere Auswanderungswelle 24.000 Jahre später zurückführen.)

Vor 4230 Jahren wanderten Menschen vom indischen Subkontinent ein und vermischten sich mit Aborigines. Zu dieser Zeit veränderte sich die Verarbeitung von Pflanzen und die Herstellung von Steinwerkzeugen. Vor etwa 1000 Jahren wurden die Inseln der Torres Strait durch melanesische Seefahrer besiedelt, wodurch es zu Interaktionen mit Bewohnern des nördlichen Australiens kam. Fels- und Rindenmalereien der Aborigines machen deutlich, dass auch chinesische und indische Händler sowie indonesische Fischer kulturellen Einfluss ausübten.


Entdeckung des Kontinents aus europäischer Sicht (10)

Im 16. Jahrhundert erreichten vermutlich portugiesische, französische, spanische und holländische Seefahrer die australische Westküste. Gesichert sind mehrere Sichtungen niederländischer Seefahrer im 16. Jahrhundert, die jedoch nur wenig Interesse weckten:

Kolonalisierung Australiens (8,11,12,13,14,15)

Bei Ankunft der Europäer dürften auf dem Kontinent 300.000 - 1.000.000 Ureinwohner (je nach Quelle und Definition) in 200 - 700 Stämmen oder Clans gelebt haben. Aborigines führten überwiegend (nicht ausschließlich) ein nomadisches Leben als Jäger und Sammler. Gunditjmara lebten in Steinhäusern an Flüssen und Seen, in denen sie Fischzucht in Aquakulturen betrieben. Ngaro entwickelten navigatorische Fähigkeiten und befuhren als nomadisierende Seefahrer das Meer mit Auslegerkanus.

Als die britische Krone das Land ab 1788 in Anspruch nahm, deklarierte sie Australien als Terra Nullius (unbewohntes Land). Aborigines wurden jegliche Rechte auf ihr Land abgesprochen. (Erst 1965 erhielten Aborigines das Wahlrecht auf nationaler Ebene.) Eingeschleppte Krankheiten und gewaltsame Konflikte mit Siedlern dezimierten die Zahl der Ureinwohner auf 60.000 im Jahr 1920. Aufgrund eines staatlichen Programms mit dem Ziel der Assimilierung von Aborigines mit weißen Vorfahren wurden zwischen 1900 und 1972 systematisch etwa 35.000 Aborigine-Kinder zwangsweise aus ihren Familien in den Reservaten entfernt und zur Adoption in weiße Familien oder in Missionen gegeben. Jungen wurden zu Farmhelfern ausgebildet, Mädchen zu Haushaltshilfen. Mit Erreichen des arbeitsfähigen Alters wurden sie an Farmen weitergeleitet. Dieser Aspekt australischer Geschichte wird unter der Überschrift 'Stolen Generation' diskutiert.

Auf Tasmanien lebten zum Zeitpunkt der Ankunft erster Europäer ca. 5.000 Einwohner. Mit der Besiedlung Tasmaniens durch Europäer setzte ein systematischer Genozid an der Urbevölkerung ein. 1830 lebten noch 300 Tasmanier, die nach Flinders Island deportiert wurden. Dort angekommen sind 220 Tasmanier, die zu einer europäischen Lebensweise gezwungen wurden, aber an Depressionen, Alkoholismus, Unterernährung und Krankheiten zugrunde gingen. 1869 starb der letzte Tasmanier, William Lanne, 1905 die letzte Tasmanierin, Fanny Cochrane Smith. Massaker fanden jedoch nicht nur auf Tasmanien statt, sondern in der gesamten Kolonie: Liste der Massaker an Aborigenes. Die öffentliche Debatte über die Interpretation der Geschichte der europäischen Kolonisation Australiens und seine Auswirkungen auf Aborigines und Torres-Strait-Insulaner wird unter dem Begriff 'History Wars' geführt.

Der Wunsch nach Aussöhnung zwischen Ureinwohnern und Immigranten gewinnt Anhänger. 1998 wird ein National Sorry Day eingerichtet, zu dem sich in Sydney 250.000 Menschen auf der Straße bekennen. Tasmanien übernimmt als Bundesstaat Verantwortung und richtet einen Entschädungsfond für Opfer ein. Während der liberale Premier John Howard im April 2000 öffentlich die Existenz der 'stolen generation' leugnet, entschuldigt sich Premierminister Kevin Rudd (Australian Labor Party) am 13. Februar 2008 vor dem Parlament für die kolonialen Verbrechen an Ureinwohnern Australiens. Tony Abbott, konservativer Premierminister seit 2013, der mit unaufgeklärten und unausgewogen Äußerungen auffällt, setzt sich ebenfalls für Belange der Urbevölkerung ein. Er inszeniert sein Statement aber auch als Show, wenn er für eine Woche pro Jahr seinen Regierungssitz in das Arnhemland verlegt. Die als No Way-Kampagne propagierte restriktive Asylantenpolitik wirft Schatten auf die Ausrichtung politischer Werte.

In der Gegenwart bezeichnen sich rund 410.000 Australier (2,4 % der Gesamtbevölkerung, aber 29 % der Bevölkerung von Northern Territory) als indigenen Ursprungs (Stand 2001). Die meisten Aborigines haben ihre traditionelle Lebensweise aufgegeben. Mehr als 70 % der Aborigines leben in Städten. Noch immer zählen Aborigines zum ärmsten Teil der australischen Bevölkerung. Die Arbeitslosenquote von Aborigines ist mit 20 % fast dreimal so hoch wie die der Durchschnittsbevölkerung, sie haben eine geringere Bildung, ihre Lebenserwartung liegt im Durchschnitt zehn Jahre unter jener der weißen Bevölkerung, die Kindersterblichkeit ist doppelt so hoch, 20 % aller Gefängnisinsassen sind Aborigines. Erklärt werden diese Unterschiede mit dem Verlust funktionierender sozialer Strukturen durch die Assimilationspolitik sowie einem generellen Mangel an Arbeit und Krankenversorgung in ländlichen Gebieten.
 

Nationalparks, Flora und Fauna Australiens (9,17,18,19,20)


Wie Südamerika, Afrika und Indien war Australien Teil des südlichen Superkontinents Gondwana, der vor etwa 140 Millionen Jahren auseinanderzubrechen begann. Durch eine seit ca. 50 Millionen Jahren isolierte Lage konnte sich eine große endemische Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren entwickeln. Viele der endemischen Arten weisen ein hohes stammesgeschichtliches Alter auf. Rund 20.000 Samenpflanzen sind in Australien beschrieben. 80-90 % aller Samenpflanzen-Arten in Australien sind endemisch. (In Deutschland beträgt die Gesamtzahl der Farn- und Blütenpflanzen rund 2.800).

Die Fauna Gondwanas, zu denen die Beutelsäuger zählen, konnte sich aufgrund weitgehend stabiler klimatischer und geologischer Bedingungen in der Nische Australiens weiterentwickeln. 83 % der Säugetiere, 89 % der Reptilien, 90 % der Süßwasserfische und Insekten sowie 93 % der Amphibien sind endemische Arten, die nur in Australien vorkommen. Das Fehlen von Landbrücken erklärt, warum es nur flugfähigen Tieren wie Fledermäusen und Vögeln gelang, ihr Verbreitungsgebiet von Asien nach Australien auszudehnen und dort eigenständige Arten auszubilden.

Die Besiedlung Australiens durch Menschen hat tiefgreifenden Einfluss auf die Zusammensetzung der australischen Fauna. Zahlreiche Tierarten sind durch Menscheneinfluss ausgestorben. Viele Tierarten sind in ihrem Fortbestehen gefährdet. Australien hat deshalb eine umfangreiche Gesetzgebung zum Schutz einheimischer Tierarten erlassen und zahlreiche Naturreservate eingerichtet. Rund 12 % der Landesfläche Australiens sind Schutzzonen. Australiens verfügt über mehr als 500 Nationalparks auf einer Fläche von mehr als 0,28 Millionen qkm.

'Schutzzone' besagt jedoch nicht, dass eine im touristischen Sinn grandiose Landschaft mit touristischer Infrastruktur erwartet werden darf, wie etwa in den USA oder auch in Deutschland. Australien unterscheidet nicht zwischen regional bedeutenden 'State Parks' und national oder international herausragenden 'National Parks'. Daher sind viele Nationalparks Australiens touristisch eher unbedeutend und verfügen über keine nennenswerte touristisch nutzbare Infrastruktur. Immerhin sind insgesamt 16 Naturdenkmäler und Nationalparks Australiens von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt (Stand 2012), darunter auch etliche Nationalparks. Elf Gebiete gehören dem Weltkulturerbe an.

Nur eine kleine Anzahl Parks steht unter zentraler Verwaltung. Die meisten Parks unterstehen den Regierungen der jeweiligen Bundesstaaten.(17) Eine kontinental integrierte Organisation mit z.B. kontinental gültigen Parkausweisen nicht anzutreffen. Selbst innerhalb von Bundesstaaten sind teilweise touristisch herausragende Nationalparks von staatenweiten Nationalparkausweisen ausgenommen, um dort separate Gebühren zu erheben. Wo Gebühren erhoben werden, sind sie häufig nicht an 'Gates' zu entrichten, sondern mit den Fahrzeugdaten an Parkplätzen in bereitliegenden Umschlägen zu deponieren. Wer Nationalparks besucht, sollte Kleingeld mitführen.


Nationalparks, Flora und Fauna Tasmaniens (19,20,21,22,23,24,25,26)


Flora und Fauna Tasmaniens gehen wie in Australien auf den Superkontinent Gondwana zurück. Die tasmanische Pflanzen- und Tierwelt ist eng mit der geologischen Vergangenheit Australiens verknüpft und geprägt von Endemismen. Beuteltiere, wie der ausgestorbene Beutelwolf (oder Beuteltiger, Tasmanischer Tiger, Tylacine), der Wombat (ein Beutelbär) und zahlreiche Känguru-Arten waren lange die dominanten Landlebewesen.

Durch die Trennung vom australischen Festland vor rund 12.000 Jahren nahm die Isolation zu und der außeraustralische Einfluss ab. Nach Australien eingeschleppte europäische Tierarten oder eingewanderte Tierarten (wie der Dingo) sind nicht bis nach Tasmanien vorgedrungen. Daher konnten auf Tasmanien Tierarten überleben, die auf dem Festland ausgestorben sind, z.B. Beuteldachse oder kleine Wallaby-Arten.

Die Fauna Tasmaniens ist noch um einiges artenärmer als die australische. Auf Tasmanien kommen nur etwa ein Fünftel der Beuteltier-, ein Zehntel der Nager- und ein Siebtel der Fledermausarten Australiens vor. Nur drei der 140 australischen Schlangenarten sind auf der Insel heimisch. Alle drei gehören zur Gruppe der Elapidae und sind ausnahmslos giftig. Flughunde und Gleitbeutler sind nicht bis nach Tasmanien vorgedrungen. In Tasmanien spielen Schnecken und Egel eine größere Rolle als auf dem trockenen Kontinent.

Aufgrund der vom Festland isolierten Lage sind etwa 20 % der ca. 1.500 vorkommenden höheren Pflanzenarten endemisch. Die unterschiedlichen klimatischen und geographischen Verhältnisse bewirken, dass sich die Flora der Westhälfte der Insel stark von der Flora im Osten unterscheidet. Im Westteil dominieren regenwaldähnliche Wälder und Vegetationsformen, die jenen von Südamerika und Neuseeland ähneln. Im Osten Tasmaniens herrschen trockene und lichte Wälder australischer Prägung vor. Letztere kennzeichnen hunderte verschiedene Akazien- und Eukalyptusarten, die wie in Teilen Australiens die gesamte Restflora dominieren. Im Südwesten und Norden finden sich auch Buttongras- und Moorlandschaften. Oberhalb einer Höhenlage von 900 Meter im Norden und 600 Meter im Süden gehen die Wälder häufig in ausgedehnte Moorlandschaften über. Auf den weitläufigen Hochebenen sind alpine Moose und höhere Pflanzenarten verbreitet.

Ca. 37 % der 67,8 qkm großen Landfläche Tasmaniens sind als Naturpark oder Nationalpark geschützt. Die 19 Nationalparks umfassen ca. 14 qkm bzw. ca. 21 % der Landfläche Tasmaniens. Von den 19 Nationalparks sind 7 als UNESCO Weltnaturerbe gelistet.


Quellen

(1) Ausführlicher in Wikipedia: Terra Australis
(2) Wikipedia: Marco Polos Berichte von Australien
(3) Auszüge aus dem Wikepedia-Artikel Australien: Geograhie
(4) Wikipedia: Klima in Australien
(5) Wikipedia: Staaten und Territorien Australiens
(6) Wikipedia: Geschichte Australiens
(7) Wikipedia: Sahul
(8) Wikipedia: Aborigines
(9) Wikipedia: Die Besiedlung Australiens über Südasien
(10) Auszüge aus dem Wikipedia-Artikel: Australien
(11) Auszüge aus dem Wikepedia-Artikel Australien: Indigene Einwohner Australiens
(12) Wikipedia: Stämme der Aborigines
(13) Wikipedia: Tasmanien
(14) Wikipedia: Tasmanier
(15) Stern: Australien sagt Sorry
(16) Spiegel Online: Australiens Premier Abbott regiert im Wüstenzelt
(17) Wikipedia: Flora und Vegetation Australiens
(18) Wikipedia: Fauna Australiens
(19) Wikipedia: Nationalparks in Australien
(20) Wikipedia: Tasmaniens Flora und Fauna
(21) Wikipedia: Tasmanische Wildnis
(22) Privates Webportal Australien: Silke in Australien
(23) Lonely Planet (engl.): Discover Tasmania - National Parks And Wilderness
(25) Offizielles Regierungsportal Parks & Widlife Service (engl.): Tasmania
(26) Visitor Guide (PDF-Dokument, engl.): Tasmania's National's Parks and Reserves

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