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Cullen Wines, Wilyabrup, Margaret River |
Schlagworte wie "Qualität, Integrität, Nachhaltigkeit" umschreiben die Philosophie dieses in vieler Hinsicht außergewöhnlichen, familiengeführten Weingutes, das trotz vergleichsweise überschaubarer Größe und eines aus Überzeugung praktizierten Außenseitertums(1) mit seinen Produkten seit Jahrzehnten unter den Top 10 Australiens vertreten ist und über Australien hinaus die Weinwelt begeistert.(2) Auf unserem Sydney-Besuch im Jahr 2001 hat uns bei einem grandiosen Dinner im
Quay Restaurant ein Wein von Cullens derart beeindruckt, dass wir uns vorgenommen haben, das Weingut auf dem nachfolgenden Reiseabschnitt in Westaustralien zu besuchen. Vor Ort war das Weingut für Besucher mit dem Hinweis geschlossen, dass die Weine ausverkauft seien. Fast 14 Jahre später nutzen wir eine 2. Chance und buchen für den 10.02.2015 einen Tisch zum Lunch. Vor dem Lunch probieren wir die beeindruckenden aktuellen Produkte. Der Besuch von
Cullen Wines ist ein Highlight unserer Reise. -
Fotoserie
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Biodynamischer Spiralgarten Cullen Wines |
Seit unserem erfolglosen Besuch im Jahr 2001 gab es auf
Cullen Wines keinen Stillstand. Die Gründergeneration ist verstorben. Die Tochter Vanya leitet das Weingut als Manager und als 'chief winemaker'. Durch Zukauf wurde die Anbaufläche vergrößert (mit 49 ha Anbaufläche zählt Cullen noch immer zu kleinen Spitzenbetrieben) und das Weingut um ein Restaurant erweitert. 1998 stellte das Weingut auf 'organic' (biologische) Produktion um. Seit 2004 ist das Weingut als biodynamischer Erzeuger zertifiziert. Das Label mag belächelt und der Einfluss der Methoden auf die Qualität bezweifelt werden. Der Mut, ein Wirtschaftsunternehmen nach ethischen Prinzipien mit ganzheitlicher Perspektive zu führen, gebietet Respekt. Qualität der Produkte und Erfolg des Unternehmens rechtfertigen die Denkweise.
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Cullen Wines |
Auf dem Weingut
Cullen Wines erinnern wir uns sogleich an unseren Besuch bei
Henschke Wines.(3) Beide Weingüter agieren in einer kleinen Spitzenklasse. In Australien sind sie eher Außenseiter. In der Weinwelt genießen sie höchstes Ansehen. Beide Weingüter pflegen auf dem Hof und auf ihrer Webseite einen bescheidenen Auftritt, der familiäre Wurzeln betont. Beide Weingüter versuchen nicht, Besucher mit Architektur oder Hinweisen auf zahllose Auszeichnungen zu beeindrucken, sie wollen allein mit ihren Produkten überzeugen. Laufkundschaft findet ohnhin nicht den Weg. Ausschließlich informierte und interessierte Besucher besuchen dieses Weingut, das seinen landwirtschaftliche Betrieb nicht hinter Kulissen verbirgt. Keine Zäune oder Verbotsschilder halten Besucher von Produktionsflächen fern.
Authentizität zeichnet auch den völlig ungekünstelten, freundlichen Charme von Mitarbeitern aus und setzt sich in der rustikalen Ausstattung des Restaurants fort. Servicekräfte tragen T-Shirts, kurze Hosen, schlichte Schürzen. Mit Besuchern kommunizieren sie ohne 'Gepiepse' oder devotes Gehabe kompetent auf Augenhöhe.
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Weintasting Cullen Wines |
Beim 'Wine Tasting' konzentrieren wir uns auf Produkte, die für uns bezahlbar sind. Preise der Spitzenerzeugnisse liegen um $100. Damit sind sie zwar vergleichsweise günstig, sie würden aber unser Budget sprengen. Das Tasting organisiert eine junge, in Estland geborene Mitarbeiterin. Sie enttarnt uns geich als deutsche Besucher. Eingeschenkte Weine kommentiert sie mit sachlichen Spezifikationen unter Verzicht auf jede blumige Umschreibung. Weißweine sind grundsätzlich auch einige Monate im Holzfass gereift. Obwohl wir i.d.R. keine Holznoten im Weißwein mögen, überzeugen uns 2 Cuvées, der 'Cullen White 2013' (Sauvignon Blanc, Semillion, Chenin Blanc, $20) und 'Mangan Vineyard Semillion Sauvignon Blanc 2013' ($29) sowie der reinsortige 'Moon Opposite Saturn Harvest Sauvignon Blanc 2014' ($35). Unter den Rotweinen beschränken wir uns auf einen vorzüglichen 'Cabernet-Merlot 2013 ($39). Der Wein ist 14 Monate in französischer Eiche gereift, 39 % davon in neuen Fässern.
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Sauerteigbrot, Dips, Olivenöl |
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Barramundi auf Gemüse aus biodynamischem Anbau |
Die kleine Karte des Restaurants weist überwiegend Produkte aus biodynamischem Anbau des eigenen Hofes aus. Als Vorspeise teilen wir uns Sauerteigbrot mit Dips und Olivenöl. Die schlichten Produkte überzeugen mit faszinierender Qualität.
Als Hauptgericht wählen wir
Barramundi, ein australischer Kult-Fisch, den wir auf dieser Reise zum ersten Mal essen und in perfekter Zubereitung genießen.
Nach Tasting und Lunch ist Bewegung erforderlich. Wir unternehmen einen
Short Walk am Margaret River Mouth.
Anmerkungen
- Biodynamische Landwirtschaft des Weingutes
Als biodynamisches Weingut strebt Cullen minimale Eingriffe in die Natur und bei der Herstellung des Weines an. Biodynamische Bewirtschaftung geht auf anthroposophische Lehren Rudolf Steiners zurück und postuliert Zusammenhänge von Pflanzenwachstum mit den Rhythmen des Kosmos, insbesondere des Erdmondes und der Planeten unseres Sonnensystems. Als landwirtschaftliche Methode behandelt ein biodynamisches Weingut den Weinberg als ein lebendiges System, das mit der Umwelt interagiert und einen gesunden Boden erzeugt, der den Wein ‚ernährt’.
Unter Beachtung der Frucht- und Blüten-Tage des astrologischen Kalenders von Maria Thun bewirtschaftet Cullen Wines Rebstöcke trocken (d.h. ohne Bewässerung, was in Australien unüblich ist) und erntet die Trauben in Handarbeit (was in Australien ebenfalls unüblich ist). Weinen werden keine Hefen, Säuren oder malolaktische Kulturen zugesetzt, weshalb Cullen seine Weine als 'natürliche Weine' bezeichnet, die das Land und den Boden ausdrücken, auf dem sie wachsen.
Alle Trauben für Cullen-Wein stammen ausschließlich von zwei Weingütern,
dem Cullen Estate Vineyard und dem Cullen Mangan Vineyard, beide sind
von der australischen 'Biological Farmers Association' als biodynamisch
zertifiziert.
- Weinjournalist Matt Kramer
erklärt in einem Artikel des renommierten amerikanischen Weinjournals
'Wine Spectator' die Margaret River Region zu einer der am häufigsten
übersehenen Top-Regionen des Weinbaus und hebt Cullen Wines neben Leeuwin Estate als Top-Erzeuger heraus: The World's Most Overlooked Fine-Wine Regions.
- Post vom 10.01.2015 - Seit dem Jahr 2009 ist Henschke Wines ebenfalls biodynamisch zertifiziert.
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