Klassifikation
Im Unterschied zu Europa ist Wein in Australien normalerweise nicht Ausdruck eines bestimmten Bodens und Klimas, sondern Ausdruck der Rebsorte. Der größte Teil des australischen Weins stammt von Trauben verschiedener und z.T. weit auseinanderliegender Anbaugebiete (Multi-District-Blends). Das australische Weingesetz schreibt vor, dass ein Wein mindestens zu 85% aus dem auf dem Etikett angegebenen Anbaugebiet stammen muss, weshalb die Anbaugebiete oft sehr weit gefasst sind.
Das „Labelling Integrity Programme“ stellt sicher, dass Etikette Herstellungsbereich, Jahrgang und verwendete Rebsorten nennen. Ein System von „Geographical Indications“ definiert die Herkunftsgebiete auf unterschiedlichen Ebenen. „Produce of Australia“ ist die grundlegende Bezeichnung, gefolgt von „South-Eastern Australia“, mit der häufig populäre Verschnittweine gekennzeichnet sind. „State of Origin“ ist noch spezifischer, und jeder australische Staat verfügt über eine Anzahl „Zones“. „Regions“ und „Subregions“ sind noch kleinere Einheiten. Weine aus Spitzenreblagen können die Bezeichnung 'Outstanding' oder 'Superior' tragen.
Methoden
Trockenes und heißes Klima erfordert in vielen Anbaugebieten künstliche Beregnung. Der technische Standard im Weinbau und der Kellertechnik ist in Australien hoch. Trauben werden meist mechanisch gelesen und beschnitten. Rotweine werden oft in Barriques ausgebaut (guter Cabernet Sauvignon in französischen, Shiraz durchweg in amerikanischen). Die besseren Weißweine machen eine malolaktische Gärung durch und reifen ebenfalls in kleinen Barriques. (Wer die Holznote in Weiweinen nicht mag, findet auch 'unwooden' im Edelstahltank ausgebaute Weißweine.) Einige Weingüter sind dazu übergegegangen, bestimmte Reben nur wenig zu beschneiden (minimal pruning). Nach einigen Jahren der Überproduktion reguliert die Rebe den Traubenansatz von selbst auf ein Niveau von etwa 80 Hektoliter pro Hektar.
Qualität
Basis aller großen Weinkellereien bilden Standardqualitäten, die in Stückzahlen von mehreren Millionen Flaschen zu einem niedrigen Preis auf den Markt kommen. Etwa 2/3 der Wein-Produktion Australiens entfallen auf 'Cask Wine', Tischwein in einem Sack aus Plastik oder Aluminium, der von einem Pappkarton umgeben ist (Bag-in-Box). Über ein Ausgussventil aus Plastik wird der Wein ausgeschenkt. Australische Supermarkt-Massenware ist in den letzten Jahren zunehmend in Verruf geraten, weil (wie in den USA) künstliche Aromastoffe, Holzchips statt Barriquefässer und künstlich in den Wein eingerührte Tannine in Mode kamen. (Eichenholzchips lässt auch das aktuelle EU-Weinrecht zu, jedoch nicht in Prädikatsweinen.)
Die großen Produzenten erzeugen in verschiedenen Abstufungen und in geringeren Mengen auch hochpreisige Premium-Qualitäten.
Weine von kleinen oder mittelgroßen Gütern kommen meistens aus einer einzigen Anbauregion und werden vollständig oder überwiegend aus eigenen Trauben produziert. Die Produzenten orientieren sich mehr oder weniger an traditionellen Weinbaumethoden und erzeugen oft Weine von exzellenter Qualität, die keine internationalen Vergleiche scheuen müssen.
Stil
Der Stil australischer Weine ist oft von großer Fruchtfülle geprägt und den Weinen aus Südamerika oder Kalifornien näher als Weinen der 'Alten Welt'. Eigentümlich für australische Rotweine ist ein von viel frischem Holz, kräftigen Kirscharomen und oftmals robusten Säuren zur künstlichen Stabilisierung geprägter 'nationaler Stil', der oft konträr zur mehr handwerklichen europäischen Wein-Tradition steht. Ablehner dieser Stilistik kritisieren neben der industriellen Produktionsweise den 'marmeladigen' Charakter vieler Weine.
Tasting-Notizen
Während der Australienreise 2014/2015 sammeln wir Notizen zu bemerkenswerten Weinen und zu besuchten Weingütern auf der Seite The Taste of Australia - Wine & Wineries. Bei mehr als 2.100 Weingüter in mehr als 60 Weinbauregionen ist es nicht einfach, interessante Weine und Erzeuger zu identifizieren. Zur Orientierung nutzen wir James Halliday's Australian Wine Companion, der online und mit einer jährlichen Print-Ausgabe verfügbar ist. Da wir nicht permanent online sind, haben wir die Buchversion (Ausgabe 2015) im Gepäck. Von den mehr als 2800 Weinerzeugern Australiens sind in dem Wine Guide ca. die Hälfe berücksichtigt. Notizen eigener Erfahrungen zu Weinen und besuchten Weingütern sammeln wir auf dieser Seite. Unsere Favoriten werten wir mit 1-3 Sternen "*".Weine im Preissegment bis $15
In der Praxis vor Ort steigen wir im unteren Preissegment ein und versuchen uns an Weinen mit Flaschenpreisen um 10$ (7 € - 10 €). In diesem Preissegment kennen wir in Europa viele Weine mit großem Trinkgenuss. Klimatisch und unter Kostenaspekten sind die Produktionsbedingungen in Australien i.d.R. günstiger als in den meisten europäischen Weinbauregionen. Es sollte daher möglich sein, in dieser Preislage Weine in respektabler Qualität zu erzeugen. Wir können nur eine kleine und eher zufällige Auswahl bewerten und maßen uns daher kein generelles Urteil über dieses Marktsegment an. Da andererseits die von uns verkosteten Weine scheinbar erfolgreich vermarktet werden, betrachten wir als legitim, auf dieser schmalen Basis vorsichtige Rückschlüsse auf den Markt abzuleiten.
Unserer Erwartung an diese Preiskategorie fällt mit der Verkostung unserer ersten Einkäufe überwiegend enttäuschend aus. Bisher konnten wir uns noch nicht dazu entschließen, die verkosteten Weine unseres Ersteinkaufs vollständig zu trinken. Die Einkäufe unseres zweiten Versuchs sind deutlich erfreulicher.
Weißwein
- 29.11.2014 - Houghton: Sauvignon Blanc und Semillon, Wine of Australia 2013: $7 ***
- Verkostung: Dass Weine auch im unteren Preissegment Spaß bereiten können, beweist Houghton mit 2 frischen, fruchtigen, aromatischen Weinen, die jeweils 12,5 % Alkoholgehalt ausweisen.
Die Cuvée zeigt Fruchtaromen von Stachelbeere, Rhabarber, Kiwi und vermittelt bei angenehmer Säurestruktur und dezenter Fruchtsüße großen Trinkspaß! - Produzent: s.u.
- Verkostung: Dass Weine auch im unteren Preissegment Spaß bereiten können, beweist Houghton mit 2 frischen, fruchtigen, aromatischen Weinen, die jeweils 12,5 % Alkoholgehalt ausweisen.
- 28.11.2014 - Houghton: White Classic, Wine of Australia 2014: $7 ***
- Verkostung: Anteile der Cuvée sind nicht ausgewiesen. Sauvignon Blanc und Semillion scheinen enthalten zu sein. Tatsächlich handelt es sich um einen Chenin Blanc, der ehemals als 'White Burgundy' vermarktet wurde (so haben wir ihn in guter Erinnerung aus früheren Reisen). Aufgrund eines Handelsabkommens mit der EU fand 2005 eine Umbenennung statt, um eine Identifizierung des Weins als Weißburgunder zu vermeiden.
Eher tänzelnd als wuchtig überzeugt dieser Chenin Blanc mit Noten von Ananas, Pfirsich und grünem Gemüse sowie mit einem erstaunlich langem Abgang. Der Wein bereitet in dieser Preisklasse großen Trinkspaß! - Produzent: Größter Erzeuger in WA mit anspruchsvollem Qualitätsniveau. James Halliday's Australian Wine Companion wertet den Erzeuger mit 5 Sternen (outstanding). Seit 1976 gehört Houghton zu Accolade Wines (bis 2008 'Hardys'), einem globalen Wein-Unternehmen mit Marken in mehr als 80 Ländern.
- Verkostung: Anteile der Cuvée sind nicht ausgewiesen. Sauvignon Blanc und Semillion scheinen enthalten zu sein. Tatsächlich handelt es sich um einen Chenin Blanc, der ehemals als 'White Burgundy' vermarktet wurde (so haben wir ihn in guter Erinnerung aus früheren Reisen). Aufgrund eines Handelsabkommens mit der EU fand 2005 eine Umbenennung statt, um eine Identifizierung des Weins als Weißburgunder zu vermeiden.
- 26.11.2014 - Lindeman's: Bin 95 Sauvignon Blanc, Wine of Australia 2014: $7
- Verkostung: Viel Säure, nur dezente Frucht, ohne Sortencharakter, kein Trinkspaß
- Produzent: Massenerzeuger, der für das Branding seiner Produkte den Namen eines ehemaligen Weinpioniers im Hunter Valley nutzt.
- 26.11.2014 - Oxford Landing Estates: Sauvignin Blanc, SA 2013: $8
- Verkostung: Gelöste Ascorbinsäure, keine Aromen, keine Frucht, schmeckt wie verdünnter Weinessig, nicht trinkbar
- Produzent: James Halliday's Australian Wine Companion: 3 Sterne - guter Erzeuger, Weine mit 87-89 Punkten (von 100). Die Bewertung des Weins mit 89 Punkten (Empfehlung!) ist für uns nicht nachvollziehbar.
- 26.11.2014 - Wolf Blass: Yellow Label Sauvigngon Blanc, Wine of Australia 2014: $13 Der Erzeuger betreibt 8 Produktlinien. Nach Red Label (Everyday) ist Yellow Label die zweitgünstigte Linie und als 'Premium' deklariert.
- Verkostung: Schwache Aromen von Apfel und Birne, unharmonische Säure und Bitterstoffe, kleiner Trinkspaß
- Produzent: Ehemaliger Qualitätserzeuger mit deutschen Wurzeln im Barossa Valley, der vom Getränkekonzern Foster's übernommen wurde. James Halliday's Australian Wine Companion wertet den Erzeuger mit 5 Sternen (outstanding) und ratet Weine des Gold Labels und White Labels mit 93-95 Punkten. Yellow-Label-Weine sind nicht bewertet.
Rotwein
- 28.11.2014: Hardys: Stamp of Australia, Merlot, Wine of Australia 2014: $9 (1 Liter) *
- Verkostung: Vordergründige Holznoten, wenig Frucht, weißer Pfeffer im Abgang, auf Gefälligkeit designed, kleiner Trinkspaß
- Produzent: Accolade Wines (bis 2008 'Hardys'), ein globales Wein-Unternehmen mit Marken in mehr als 80 Ländern.
- 26.11.2014 - Lindeman's: Bin 40 Merlot, Wine of Australia 2013: $7
- Verkostung: Vordergründig, keine Arormen, im Abgang bittere Kräuternoten, die an 'Schwedentrunk' erinnern, kein Trinkspaß
- Produzent: Massenerzeuger, der für das Branding seiner Produkte den Namen eines ehemaligen Weinpioniers im Hunter Valley nutzt.
- 26.11.2014 - Lindeman's: Cawarra Cabernet-Merlot, Wine of Australia 2013: $8,40
- Verkostung: Dumpf, undefinierbares Gemisch abstoßend, nicht trinkbar
- Produzent: s.o.
- 26.11.2014 - Jacob's Creek: Classic Shiraz, South Eastern Australia 2013: $12,60
- Verkostung: Unharmonisch mit vordergründiger Holznote, die den Shiraz-Geschmack überdeckt, kein Trinkspaß
- Produzent: Größter Weinerzeuger Australiens
- 26.11.2014 - Jacob's Creek: Classic Cabernet Sauvignon, South Eastern Australia 2013: $12,60
- Verkostung: Unharmonisch, gerbstoffreich, flacher Abgang, kein Trinkspaß
- Produzent: Größter Weinerzeuger Australiens
- 26.11.2014 - Wolf Blass: Yellow Label Merlot, Wine of SA 2013: $13
Der Erzeuger betreibt 8 Produktlinien. Nach Red Label (Everyday) ist Yellow Label die zweitgünstigte Linie und als 'Premium' deklariert.- Verkostung: Unharmonisch, gerbstoffbetont, keine Aromen, Abgang wie billiger Traubensaft, kein Trinkspaß
- Produzent: siehe Weißwein
Weine im Preissegment $15 - $25
- 28.11.2014 - Mad Fish: Classic Red, Cabernet Sauvignon-Merlot, Wine of Australia 2012: $16 *
- Verkostung: Mehr Merlot als Cabernet Sauvignon, dichte Struktur mit Aromen von rotem Gemüse wie Rote Beete und Rotkohl, wenig Beerenfrüchte, unharmonische Holznote, kleiner Trinkspaß
- Produzent: Burch Family Wines in Denmark, WA. Die Madfish-Linie ist im unteren Preissegment des Erzeugers positioniert, der in James Halliday's Australian Wine Companion mit 5 Sterne (outstanding) geratet ist.
- 26.11.2014 - Vasse Felix: Classic Dry Red, Shiraz-Cabernet Sauvignon, Margaret River WA 2012: $16 **
- Verkostung: Tiefrot, angenehme Tannine, dicht, dunkle Beerenfrüchte, harmonisch, gefälliger Trinkspaß
- Produzent: Weinpionier und Top-Erzeuger in WA mit verlässlicher Qualität, 5 Sterne (outstanding) im James Halliday's Australian Wine Companion
- 30.11.2014 - Mad Fish: Premium White, Wine of Australia 2013: $16 *
- Verkostung: Die Cuvée ist nicht deklariert, sie dürfte aber vor allem aus Sauvignon Blanc und Semillion bestehen. Den Wein haben wir in guter Erinnerung, aber die Erfahrung liegen 13 Jahre zurück. Aktuell enttäuscht uns dieser charakterlose Wein mit schwachen Aromen ohne Frucht und Frische.
- Produzent: Burch Family Wines in Denmark, WA. Die Madfish-Linie ist im unteren Preissegment des Erzeugers positioniert, der in James Halliday's Australian Wine Companion mit 5 Sterne (outstanding) geratet ist.
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