Gipfelglueck am Cradle Mountain (Update 6.11.2024)

Cradle Mountain, Little Peak, Hansons Peak über Dove Lake

Nach der zweiten Nacht im Cradle Mountain Hotel bricht ein sonniger Tag an. ‚Plan A’ hat heute eine Chance. Um 8:00 brechen wir zur Gipfeltour auf den Cradle Mountain (1545 m) auf, die mit 6-8 Stunden Zeitbedarf angegeben ist. Der Cradle Mountain ist zwar nicht der höchste, aber der kultigste Berg Tasmaniens und neben dem Overland Track weit über Australien hinaus ein Sehnsucht-Ziel für sportliche Naturliebhaber. Die Anforderungen einer Gipfeltour vermögen wir anhand verfügbarer Beschreibungen nicht einzuschätzen. Den Gipfel gehen wir ohne unbedingten Ehrgeiz an. Wir wollen nur soweit gehen, wie uns die Tour Spaß bereitet. Etwa 100 m unterhalb des Ziels entschließen wir uns zur Umkehr, weil Blockwerk am Grat die weglose Route zunehmend schwieriger macht und wir keine unnötigen Risiken eingehen wollen. Die gewonnene Zeit nutzen wir für eine faszinierende verlängerte Rückwegvariante. - Fotoserie


Aufstiegsweg

Aufstieg zu Marions Lookout

Kurz nach 8:00 Uhr starten wir am Dove Lake Carpark. Fast wolkenfreier Himmel gestattet freien Blick auf die Berggipfel der Umgebung, die sich im ruhigen Wasser des Dove Lake spiegeln. Bis zu ‚Marions Lookout’ am Plateau sind ca. 300 Höhemeter zu überwinden. Als Selbsttest wählen wir die schwierigere Aufstiegs-Variante. Steile Felspassage der letzten 100-200 m sind mit Ketten gesichert. Der Weg bereitet keine Probleme. Kurz vor dem Zwischenziel treffen wir auf den Overland Track, dem wir bis zur Abzweigung der Gipfelroute folgen werden. Nach 55 Minuten ist ‚Marions Lookout’ erreicht. Wir genießen den Ausblick und nehmen einige Fotos auf. Für eine Rast besteht kein Bedarf.

Boardwalk auf dem Cradle Plateu

Auf dem Plateau gehen wir dem Cradle Mountain entgegen, der vom Plateau ca. 300 m aufsteigt und eine Höhe von 1545 m erreicht. Boardwalks ermöglichen eine komfortable Überquerung von Moorflächen des Plateaus. Kurz nach der Kitchen Hat (‚Küchenhütte’), ein Biwack für Notsituationen, teilt sich der Weg. Wir verlassen den Overland Track, der östlich vom Cradle Mountain in Richtung Barn Bluff führt, bei dem es sich offensichtlich um den Stummel eines erodierten Tafelberges handelt, der in den USA als Butte bezeichnet würde. Wie ‚Steine’ des Elbsandsteingebirges scheint der Cradle Mountain ein Tafelberg mit einem durch Erosion stark zerklüfteten Plateau zu sein. In der Seitenansicht zeichnen sich vor uns aus dem ehemaligen Felsplateau herausgebildete Nadeln, Türme und Kuppen wie eine unregelmäßige Zahnreihe ab. Vorerst deutlich erkennbar zielt die Gipfelroute auf die höchste Erhebung dieser Reihe.

Aufstiegsweg zum Cradle Mountain

Blockwerk und Felsstufen am Cradle Mountain

Auf dem vorhandenen Pfad am Sockel des Berges bereitet der Anstieg keine Probleme. Nach etwa 2/3 der zu überwindenden Höhendifferenz verliert sich der Pfad im Blockwerk, das sich in der Übergangszone von der Wand zum Sockel angesammelt hat. Im chaotischen Labyrinth loser Gesteinsbrocken geben in den Fels eingelassene Eisenstangen die Richtung vor. Das Gelände erfordert Trittsicherheit, bereitet aber in dem relativ stabilen Blockwerkfeld bei guten Wetterbedingungen keine besonderen Probleme. Im Blockwerk wird die ausgewiesene Route auf etwa halber Strecke deutlich steiler und erfordert leichte Kletterei. Die letzten ca. 100 m Höhendifferenz ersparen wir uns und kehren nach 2,5 Stunden Anstieg um.


Rückweg

Endpunkt der Route am Startpunkt des Overland Tracks

Der Rückweg auf dem Plateau erfolgt bis zu ‚Marions Lookout’ auf dem Hinweg. Für den Abstieg vom Plateau folgen wir dem Overland Track via Crater Lake. Auch auf dieser Route ist eine steilere Passage mit Ketten gesichert, aber diese Passage ist erheblich kürzer als der gesicherte Abschnitt des Hinweges. Unterhalb des Crater Lakes führt die Route auf Treppenanlagen und Boardwalks entlang der Crater Falls zunächst durch Regenwald und anschließend durch eine unwirkliche Moorfläche mit Buttongrass, Pandani und Pencil Pines.
Nach fast 5 Stunden Gesamtgehzeit sind wir am Startpunkt des Overland Tracks am Ronny Creak Carpark angelangt. Hier haben wir zwar das Auto geparkt, aber beenden möchten wir unsere Wanderung noch nicht. Zum ‚Auslaufen’ bietet sich der Cradle Valley Boardwalk an, der uns gestern sehr begeistert hat. In euphorischer Stimmung gehen wir den Cradle Valley Boardwalk bis zum Snake Hill, von dem wir uns in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit per Bus-Shuttle zurück zum Ronny Creak Carpark bringen lassen.