2. Reise 1999/2000

Dank faszinierender Erinnerungen der Australienreise 1997 elektrisiert uns als begeisterte Läufer die Meldung, dass nach dem Jahreswechsel 1999/2000 der 1. Marathon des neuen Jahrtausend in Hamilton auf der Nordinsel Neuseelands ausgetragen wird. Neuseeland und Sommer auf der Südhalbkugel reizen uns zusätzlich, aber unser Zeitbudget ist von den Schulferien über den Jahreswechsel vorgegeben und damit eng begrenzt. Trotzdem sind wir zu dieser verrückten Aktion entschlossen und brechen am 23.12.1999 zur Reise auf.


Sydney, 24.-28.12.1999 - Diashow Sydney und Blue Mountains


Ausblick vom Echo Point in den Blue Mountains
In Sydney treffen wir auf schönes Sommerwetter und empfinden Glücksgefühle bei unseren morgendlichen Läufen durch die Royal Botanical Gardens und entlang der Küstenlinie am Circular Quay. Der Rest ist 'tote Hose'. Vibrierendes Leben, das uns 1997 beeindruckte, ist aus der Stadt vorübergehend entwichen. Museen und sonstige öffentliche Einrichtungen sind ebenso geschlossen wie interessante Restaurants. Positiv in Erinnerung bleiben ein Ausflug nach Manly und eine selbst organsierte Tagestour in den Blue Mountains Nationalpark. In Sydney wird uns bewusst, dass es klüger gewesen wäre, die verplemperte Zeit für die nächste Etappe zu nutzen.





Neuseeland, 28.12.1999 - 02.01.2000

Auckland, 28.-30.12.1999 - Diashow


Blick über den Hafen zum Sky Tower
Eingang zum Yachthafen
Unsere erste Station in Neuseeland ist Auckland, größte Stadt des Landes, in der mit 1,4 Millionen Einwohnern ein Drittel der Landesbevölkerung lebt. Architektonisch beeindruckt die Stadt kaum. Großartig ist jedoch ihre geographische Lage auf einem von vulkanischen Hügeln umgebenen Isthmus zwischen dem natürlichen Manukau Harbour, der nach Südwesten in die Tasmansee mündet, und dem Waitemata Harbour, der sich nach Nordosten zum Hauraki-Golf öffnet.
Neben der Lage begeistert uns ein für Millionenstädte entspannter multikuktureller Lebenstil. Der Yachthafen bildet das Zentrum der Metropole. Hier steppt der Bär. Während unseres Aufenthaltes findet der Louis Vuitton Cup statt, eine Qualifikationsregatta für den America's Cup. Neuseeländer sind ein Volk von Seglern, das regelmäßig die weltweit besten Bootsbauer und Segelprofis hervorbringt. Die ganze Stadt fiebert mit dem Wettbewerb und erwartet mit Spannung den nächsten America's Cup, bei dem Team Neuseeland mit Skipper Russell Coutts tatsächlich gewinnen wird. Auf dem Hauraki-Golf sind Hunderte, wenn nicht gar Tausende Segelboote zu sehen. Auckland bezeichnet sich nach unserem Augenschein völlig zu Recht als 'City of Sails'. Die 'Sailing City' Kiel ist im Vergleich zu Auckland nur eine Seglerprovinz.


Angler in Russel
Für die Erkundung der Umgebung steht uns lediglich ein Tag zur Verfügung. Wir unternehmen einen Ausflug nach Norden in die Bay of Islands und fahren auf 'Gravel Roads' bis zur Ortschaft Russel, eine ehemalige Waalfängerstation, die sich zu einer attraktiven Touristen-Destination entwickelt hat.









 

Blick vom Restaurant Kermadec auf den Yachthafen
Wenn die Boote abends im Hafen liegen, feiert Seglerprominenz aus der ganzen Welt an Land. Restaurantplätze im Hafengebiet sind begehrt. Wir haben das Glück, im exzellenten Seafood-Restaurant Kermadec reservieren zu können, eines der besten Fischrestaurants Neuseelands.(1) Vom Restaurant genießen wir einen Top-Ausblick auf den Yachthafen. Eine Offenbarung erleben wir hinsichtlich der Küche des Restaurants, die unserem geschmacklichen Erlebnisraum völlig neue Dimensionen eröffnet und ihn nachhaltig prägt. Aus der Reiseliteratur wissen wir, dass Neuseeländer Fisch mit nur wenig Garung bevorzugen. Wir bestellen Orange Roughy (eine Barschart) und Hapuku (neuseeländisch als Grouper oder Groper bezeichnet), zwei geschmacklich exzellente und dementsprechend begehrte Tiefeefischarten. Serviert wird der Fisch in 'glasiger' Konsistenz ('halb roh', würde man in Deutschland sagen) und in perfekter Frische. Das Fleisch ist zart und der Geschmack von außergewöhnlich differenzierter Präsenz, dabei völlig klar und frei von diffusen Noten. So haben wir Fisch noch nie gegessen. Anders möchten wir ihn auch nicht mehr essen. Um diesen Wunsch zu erfüllen, können wir nicht laufend nach Auckland reisen, aber wir nehmen uns vor, im nächsten Jahr zurückzukehren!

Ferry Terminal Building
Den Abschied von Auckland feiern wir auch am zweiten Abend erneut im Seafood-Restaurant Kermadec. Auf dem Rückweg zum Hotel gestatten wir uns einen Umweg über das Belgische Bierhaus The Occidental. Belgische Biersorten wie Leffe, Jupiler, Stella Artois, Hoehgaarden werden vom Fass gezapft. Gut schmecken auch die nach deutschem Reinheitsgebot gebrauten einheimischen Biersorten Steinlager, Lion, Waikato.
Wer Wein bevorzugt, trifft in Neuseeland dank des kühlen Klimas auf exzellente Sauvignons Blancs. Der fruchtbetonte 'New World Style' begeistert nicht alle Puristen. Aber auch Freunde des 'Old World Style' finden ansprechende Erzeugnisse. Von bemerkenswerter Qualität ist der in Neuseeland erzeugte Pinot Noir, der Vergleiche mit europäischen Erzeugnissen nicht scheuen muss.  



Hamilton, 30.12.1999-02.01.2000 - Diashow


Waikato River in Hamilton
Am 30.12. reisen wir 130 km nach Hamilton in der Region Waikato. Der Ort zählt zwar mit etwa 130.000 Einwohnern zu den größten Städten der Nordinsel, der Charakter des Ortes ist jedoch eher kleinstädtisch und wirkt auf uns langweilig. Lediglich das Gebiet um den Waikato River gefällt uns. Wir können uns mit dem Eindruck arrangieren, weil der Neujahrs-Marathon im Fokus unseres Aufenthaltes liegt. Unsere Unterkunft ist ein Motel der angenehmeren Art. Im Nachbarzimmer residieren 3 ebenfalls nicht mehr jugendliche Berliner Jungs, die, wie wir, für den Marathon angereist sind.





Roturua - Diashow


Folkloristische traditionelle Māori Performance
Am 31.12. unternehmen wir einen Ausflug nach Rotorua. Der Ort liegt am pazifischen Feuerring und weist weltweit eine der höchsten geothermischen Aktivitäten auf. Im Maori Village Whakarewarewa besuchen wir eine sehenswerte folkoristisch-touristische Veranstaltung. Beim Spaziergang durch das spannende geothermische Gelände der Thermalfelder von Whakarewarewa treffen wir überraschend einen Laufkumpel, den wir seit einem Lauf-Trainingslager 1991 in Kroatien kennen. Wolfgang ist als Betreuer einer größeren süddeutschen Laufgruppe mit Ali Scheider Marathonreisen angereist und wird morgen ebenfalls am Marathon teilnehmen.





Millennium-Marathon von Hamilton, 01.01.2000 - Diashow


Zielfoto Millennium Marathon Hamilton
Post des Marathonlaufs: Millennium Marathon in Hamilton, Neuseeland












Westaustralien, 2.01. - 9.01.2000


Von Auckland nach Perth haben wir eine ungünstige Flugverbindung via Sydney mit mehrstündigem Aufenthalt, so dass wir erst am Abend in Westaustralien eintreffen. Wir übernachten in Fremantle und verlegen die Weiterreise in die Region Albany auf den Folgetag.

Middleton Beach bei Albany - Diashow 


King George Sound und Flinders Peninsula vom Mt Clarence
Als Standort an der westlichen Großen Australischen Bucht wählen wir den etwas außerhalb von Albany liegenden Vorort Middelton Beach und beziehen das komfortable Esplanade Hotel im Kolonialstil (2). Vom Hotel an der Flinders Parade blicken wir über den King George Sound zur Flinders Peninsula (auch als Torndirrup Peninsula bezeichnet), deren Landschaft als Torndirrup Nationalpark geschützt ist. Ein traumhafter Beach ist nur wenige Meter vom Hotel entfernt. Vor der Tür liegen kaum zu toppende phantastische Laufstrecken durch die Küstenlandschaft nach Westen (auf einem 'Board Walk' bis Albany) und nach Osten (durch Dünen zum Emu Point). Die morgendlichen Läufe in Middelton Beach zählen zu unseren persönlichen Höhepunkten der Reise ein.(3)



Board Walk bei Middleton Beach
Aufgrund von Erfahrungen unseres Aufenthaltes anlässlich der 1. Australienreise im Jahr 1997 schenken wir der Hotelküche kein Vertrauen. In unmittelbarer Nähe des Hotels liegt jedoch das auf dem ersten Blick leicht gruselig wirkende 'BYO Beachside Restaurant', das tagsüber als Café und Fisch-Imbiss betrieben wird. Am Abend bietet das Restaurant eine sehr ansprechende Küche zum kleinen Preis mit nettem Service in einer Umgebung mit Kantinenatmosphäre. Wir sind keine Kantinenfans, aber das Preis-Leistungsverhältnis lässt uns über Einrichtungsschwächen hinwegsehen.(4)






Stirling Range Nationalpark - Diashow


Aussicht vom Bluff Knoll im Stirling Range NP
Unsere erste Tagestour unternehmen wir zum Stirling Range Nationalpark, in dem wir auf den Bluff Knoll wandern, dessen Gipfel mit 1.095 m Höhe die höchste Erhebung im südlichen Westaustralien markiert. Die Höhe klingt nach 'Spaziergang', aber die Höhendifferenz ist beachtlich. Der schattenlose, steile Weg erfordert in der Sommerhitze Stehvermögen. Landschaft, Natur und Aussicht belohnen alle Anstrengungen. Obwohl wir in der absoluten Hochsaison unterwegs sind, begegnet uns nur ein Wanderer.







Torndirrup Nationalpark - Diashow


Wanderung auf der Flinders Peninsula
Unser Programm des nächsten Tages gilt dem Torndirrup Nationalpark auf der Flinders Peninsula. 1997 sind wir lediglich die Sehenswürdigkeiten auf dem 'Scienic Drive' abgefahren. Heute möchten wir bis zur Spitze der Halbinsel wandern. Tiefer Sand und große Hitze machen die Route beschwerlich. Der letzte Abschnitt verspricht keine neuen Eindrücke und wirkt auf uns daher als verzichtbar. Auch heute treffen wir nur auf einen weiteren Wanderer.







Denmark - Diashow


Denmark River
Unser letzter Tag vor Ort konzentriert sich 50-60 km westlich vom Standort auf das Gebiet von Denmark. Beim besten Bäckerladen Westaustraliens, Bill's Bakery' in Denmark, decken wir uns mit Tagesproviant ein. Im Valley of Giants des Walpole-Nornalup Nationalparks ermöglicht der Tree Top Walk einen Spaziergang zwischen Baumkronen von 'Red-Tingle'-Riesen (Eucalyptus jacksonii). Nach einem Spaziergang entlang des malerischen Denmark Rivers durch den beschaulichen Ort Denmark besuchen wir den Williams Bay Nationalpark an der Küste. Wie an den Vortagen endet auch der Abend dieses eindrucksvollen Tages im 'Beachside Restaurant'.





Fremantle & Rottnest Island bei Perth - Diashow


Hotel Esplanade, Fremantle
An den beiden letzten Aufenthaltstagen unserer Australienreise logieren wir in Fremantle im Esplande Hotel. Die Standardzimmer sind komfortabel, aber ungemütlich. Das Hotel hat jedoch Flair und die Lage am Esplanade Park mit kurzen Wegen zu Zentrum und Hafen ist perfekt.
Fremantle haben wir 1997 im australischen Winter auf einem Ausflug ab Perth als sympathisch-verschlafene Hafenstadt kennengelernt. Im australischen Sommer mutiert die Innenstadt zu einer Party-Zone, in der Straßen für Fußgänger reserviert sind und Rockbands kostenlos Live-Musik darbieten. An den historischen Pub Sail & Anchor erinnern wir uns als gemütliche Kneipe. Jetzt wird er umlagert von Menschentrauben, die jede Bestellung zum Kampfsport ausarten lassen, der aber ohne Aggression ausgetragen wird. An der Waterfront entdecken wir Bertinis Restaurant, das auf seiner Terrasse mit Hafenblick ansprechende Gerichte einer asiatisch inspirierten Fusionküche zu vernünftigen Preisen anbietet.(5)

Rottnest Island
Unser Tourenprogramm in Australien endet mit einem Ausflug auf die 18 km vor der Küste liegende autofreien Insel Rottnest Island, die wir per Fahrrad erkunden. Die Insel gilt als historisch, biologisch und botanisch bedeutend. Auf einem Tagesausflug erschließt sich uns die Bedeutung nicht. Landschaftlich empfinden wir die Insel als weniger interessant.








Unser Fazit: Wir sind von dieser Reise extrem beeindruckt, empfinden aber das enge Zeitkorsett als unbefriedigend und möchten daher mit komfortablerem Zeitbudget bald zurückkehren. Im Sommer 2001 realisieren wir unsere 3. Australienreise.


Anmerkungen


(1) Das von Eigentümern einer japanischen Hochseefischerei betriebene Restaurant Kermadec schließt Ende 2014. Der Fang von Orange Roughy ist inzwischen wegen kollabierter Bestände verboten.

(2) Das Hotel existiert inzwischen nicht mehr.

(3) Die Tageshitze hätten uns das Laufen später am Tag unmöglich gemacht.

(4) Das 'Beachside Restaurant' besteht ebenfalls nicht mehr. An gleicher Stelle wird seit 2012 das Restaurant Three Anchors betrieben, dessen Küche wir nicht kennen.

(5) Das Restaurant besteht nicht mehr an diesem Platz. Die Location nutzt das hochpreisige, für uns uninteressante Steak-Restaurant Char Char Bull.

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