Sonntag, 14. Dezember 2014

Winery Tour im Tamar Valley

Wine Tasting bei Tamar Ridge
Für den Nachmittag des heutigen Tages haben wir eine 'Winery Tour' im Tamar Valley gebucht. Die geführte Tour beginnt bei unserer Unterkunft. Dort werden wir pünktlich um 13:00 Uhr abgeholt. Unser Guide (seinen für uns etwas komplizierteren Namen konnten wir uns leider nicht merken), macht sich mit uns bekannt. Der Name 'Karl' kommt leicht über seine Lippen. Mit 'Gisela' hat er während des Tages einige Schwierigkeiten. 4 Weingüter und ein Imbiss mit 'Chease Platter' sieht das Programm vor. Unser Guide hat ein kleines, zwei mittelgroße und das größte tasmanische Weingut vorgesehen. Auf der Fahrt nach Norden durch das Tamar Valley entlang der Westseite des Tamar River tauschen wir einige persönliche Informationen aus und erfahren viele interessante Informationen über Land, Leute, Geschichte und den Weinbau Tasmaniens.(1) Diashow der Fotoserie




WinterBrook Winery
Wir beginnen die Wein-Exkursion bei der WinterBrook Winery. Frank und Nicole Huisman sind Holländer aus Amsterdam. 2010 haben sie in Australien ein neues Leben mit einem Weingut begonnen. Sie bewirtschaften gerade 1,4 ha Weinfläche mit Riesling, Sauvignon Blanc, Chardonnay, Grauburgunder und Pinot Noir. Der Preis pro Flasche liegt zwischen $30 und $40. Nicole hat uns offensichtlich erwartet. Wir sind zu diesem Zeitpunkt die einzigen Besucher und genießen die volle Aufmerksamkeit. Die Konversation über Weine und das Leben an sich verläuft ebenso unkompliziert wie reizvoll. Natürlich müssen wir unser Urteil über die verkosteten Weine abgeben. Der Riesling gefällt uns. Mit den anderen Weinen können wir uns weniger anfreunden. 2 Flaschen Riesling kaufen wir ein.





Tasting Raum der Tamar Ridge Winery
Das nächste Weingut unserer Tour ist ein 'Big Player' Australiens. Tamar Ridge ist der größte Erzeuger Tasmaniens und eine Niederlassung der Brown Brothers. Brown Brothers Wines gehört zu den Top-Ten Weinproduzenten des fünften Kontinents und ist einer der ältesten und renommiertesten Familienbetriebe Australiens. 'Big Business' stimmt uns skeptisch. Der Besuch begeistert uns. Auch hier sind wir offensichtlich angemeldet. Richard ist für uns zuständig. Obwohl der Betrieb heute sehr 'busy' läuft, vermittelt uns Richard mit großer Begeisterung Weine und Philosophie des Weingutes. Dem Chardonnay können wir auch hier wenig abgewinnen. Auf Rotweine verzichten wir. Unsere Erwartungen an das Geschmacksbild von 'Pinot Noir' sind europäisch geprägt und werden i.d.R. vor Ort eher enttäuscht. Der Sekt (eine Cuvée von Chardonnay und Pinot Noir) überzeugt uns ebenso wie Riesling und Sauvignon Blanc. Wir erstehen jeweils eine Flasche der exzellenten Produkte und nehmen uns vor, den Sekt für die Neujahrsnacht aufzuheben.


Tasting Raum der Ninth Island Winery
Unsere 3. Station ist das Weingut Ninth Island, das zu den Kreglinger Wine Estates gehört, die in Tasmanien 3 Weingüter betreiben. Bis vor 2 Jahren war das exzellente Restaurants 'Strathlynn' des Weingutes ein Flaggschiff tasmanischer Küchenkultur. Warum das Restaurant vor 2 Jahren geschlossen wurde, bleibt heute ungeklärt. Aktuell wird die Einrichtung für 'Functions' und 'Weddings' genutzt. Natürlich werden wir auch hier erwartet. In den Räumen des ehemaligen Restaurants genießen wir eine vorzügliche 'Cheese Platter' mit allerlei Beilagen und vorkosten dabei die Weine des Gutes. 6 Flaschen und $153 wechseln den Besitzer, aber wir wir fühlen uns nicht ärmer, sondern bereichert.






Tasting Raum der Vélo Wines Winery
Vélo Wines ist unsere letzte Station. Der Besitzer, Micheal Wilson war als professioneller Radrennfahrer in Frankreich und Deutschland aktiv und sammelte Erfahrungen auf dem renommierten Moorilla Estate bei Hobart. Das Weingut betreibt ebenfalls ein Restaurant, das sehr gut besucht ist. Trotzdem werden wir zu einer exklusiven Verkostung empfangen. Vélo Wines zählt zu den wenigen Weingütern Tasmaniens, die neben Pinot Noir auch Shiraz, Cabernet Sauvignon und Merlot anbauen. Den Pinot Noir empfinden wir als zu holzbetont. Der Shiraz und eine Cuvée von Cabernet Sauvignon mit Merlot gefallen uns. Der Riesling ist ebenfalls sehr überzeugend. Wir lassen uns jeweils eine Flasche einpacken.






(1) Anmerkungen zum Weinbau in Tasmanien
  • Auf der hügeligen Westseite des 'Tamar Valley' wohnt das Geld (was Häusern und Grundstücken anzusehen ist), während auf der flacheren Ostseite 'Worker' wohnen. (Die Klassenorientierung der 'Neuen Welt' unterscheidet sich offensichtlich nicht prinzipiell von der 'Alten Welt'.)
  • Tasmanien erzeugt 0,4 % der australischen Weinproduktion. Im kühlen Klima Tasmanien eignen sich nur wenige Rebsorten für qualitativ überzeugende Weine. Angebaut werden vor allem Riesling, Sauvignon Blanc, Grauburgunder, Chardonnay, Pinot Noir.
  • Tasmanien besetzt eine Nische und produziert keine Massenware mit industriellen Produktionsmethoden, sondern erzeugt ausschließlich hochwertige Qualitätsweine mit handwerklichen Methoden. Das Preisniveau der Weine ist hoch und beginnt bei ca. $25 pro Flasche (ca. 16€ - 17€).
  • Ein hoher Anteil der Weine wird zu Sekt vergoren.
  • Bei Weißweinen treffen wir meistens auf 2 Linien. Im Stahltank ausgebaute Weine gelten als Weine für den schnellen, unkomplizierten Genuss. Diese Linie rangiert unter 'easy drinking'. Vermeintlich anspruchsvolle, komplexe Weine sind prinzipiell auch im Holzfass gereift. Die 'Holzphilosophie' von Weißweinen basiert auf einem weltweit verbreitetem Stil der Weinerzeugung, dessen Überlegenheit wir oft nicht nachvollziehen können. Genuss hat immer auch eine subjektive Komponente, was eine Beeinflussung durch 'Moden' keineswegs ausschließt.     
  • Tasmanischer Weinbau muss keine Rücksicht auf den chinesischen Markt nehmen, an dessen Vorlieben australische Spitzenerzeuger ihre Produkte ausrichten.    
  • Alle von uns bisher verkosteten Weine waren ausschließlich mit Schraubverschluss versehen. Wir haben keine Einwände.

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