Freitag, 26. Dezember 2014

Reise vom Mount Field NP nach Strahan an der Westküste Tasmanien

Frenchmans Cap und Collingwood River
Unsere vorletzte Tasmanien-Etappe bringt uns nach Strahan, regenreichster Ort Australiens und einzige relevante Ortschaft am natürlichen Macquarie Harbour an der wilden Westküste Tasmaniens. Seine ursprüngliche Bedeutung als Hafenstadt von Queenstown hat Strahan verloren, aber als ‚Gateway’ zum Franklin-Gordon-Wild-Rivers-Nationalpark ist Strahan in der Gegenwart ein beliebter Ferienort mit touristischer Infrastruktur.
Von unserem Cottage am Mount Field Nationalpark brechen wir früh auf, weil an unserer Reiseroute zahlreiche Sehenswürdigkeiten liegen, die wir auf der Etappe nicht alle würdigen können, aber auf der Rückfahrt nach Hobart haben wir eine weitere Chance. Das Wetter zeigt heute im kurzen Wechsel ein breites Spektrum seiner Vielfalt. Über den Tag nehmen die Schauer ab und sonnige Abschnitte werden länger. Strahan liegt bei der Ankunft im Sonnenschein. Fotostrecke der Reise



Meadowbank Lake
Kurz nach dem Meadowbank Lake treffen wir auf den Lyell Highway, dem wir nach Westen folgen. Die Stimme unseres auf deutsche Sprache eingestellten Navigationsgerätes schickt uns in Richtung ‚Kwenschtowwen’. Häh? Wohin sollen wir fahren? Nur allmählich verstehen wir, dass ‚Kwenschtowwen’ die deutsche Aussprache für Queentstown ist. Na klar. Machen wir. Wir durchqueren die mehr als 1.000 m hoch liegenden und an Schottland erinnernden Central Highlands. Die Temperatur ist heute ebenfalls schottisch. Das Thermometer fällt bis auf 6 Grad. In den Cradle Mountains schneit es, erfahren wir 2 Tage später von unseren Tischnachbarn auf der Gordon River Cruise. (Link: Post vom 28.12.)






Zufahrt zu The Wall in the Wilderness
Jeramy, unser Guide der Winery Tour im Tamar Valley (Post vom 14.12.2014) hat uns auf das ambitionierte  Kunstprojekt The Wall in the Wilderness des australischen Künstlers Greg Duncan aufmerksam gemacht. Ungefähr auf halber Strecke erreichen wir bei Derwent Bridge ‚The Wall’. Die Besichtigung zum Preis von $12 pP leisten wir uns und kaufen sogar ein Buch. Fotos des Kunstwerkes sind nicht gestattet, weil der Künstler das private Projekt durch Eintrittspreise, Karten und Bücher finanziert. Die Schnitzarbeit an einer 100 m langen Holzskulptur hat Greg Duncan 2005 begonnen. 2015 soll das Werk beendet sein, was uns jedoch wenig wahrscheinlich zu sein scheint, weil erst ca. 3/4 der Arbeit abgeschlossen ist. In einer langgestreckten Halle sind jeweils 1 m breite und 3 m hohe Paneele aus einheimischem Holz über 2 x 50 m aufgereiht. Aus dem Holz arbeitet Greg Duncan in unglaublicher Kunstfertigkeit reliefartige Motive der Geschichte, Flora und Fauna Tasmaniens heraus.



Keinen Gefallen finden wir an der heroischen Darstellung tasmanischer Pioniere, die uns stutzig macht. Auf einer in Eisen gegossenen, an der Außenseite des Gebäudes angebrachten Tafel wird der im Kontext einer hemmungslosen Ausbeutung von Ressourcen ausgeübte koloniale Genozid an der tasmanischen Urbevölkerung gerechtfertigt mit einem vermeintlich in der Natur angelegten Konflikt ("a conflict between peoples of differing race and culture" (...) "a contest within nature itself"). Diese Argumantation aus Sicht dominierender Kultur ist nicht nur äußerst zynisch, sie ist rassistisch und bildet Nährboden kollektiver kultureller Verbrechen, an deren Spitze zwei Weltkriege und der Holocaust stehen. Inhaltliche und formale Gestaltung der Arbeiten von Greg Duncan und Gigantismus des Konzeptes von The Wall in the Wilderness schreiben eine politisch-rassistische Kunstgeschichte fort, wie sie auch der deutsche Nationalsozialismus hervorgebracht hat. Wir bewundern Greg Duncans Kunstfertigkeit und wir werfen ihm nicht vor, dass sein Projekt auf den Erwerb von Ruhm und Geld abzielt, aber wir lehnen eine Kunst ab, die rassistische Gesinnung ästhetisch verpackt. Dank an Jeramy für die spannende Anregung!

Visitor Center Cradle Mountain-Lake St Clair NP
Bei Derwent Bridge befindet sich das Visitor Center des südlichen Zugangs zum Cradle Mountain – Lake St Clair Nationalpark. Im Visitor Center sammeln wir einige Informationen ein. Walking-Akivitäten am Lake St. Clair verschieben wir auf die Etappe Strahan - Hobart am 29.12.2014.











Iron Blow Mine am Mount Lyell
Westlich von Derwent Bridge liegen am Lyell Highway 3 interessante Walks, die unter den 60 Great Short Walks Tasmania aufgeführt sind. Alle 3 Walks erweisen sich als lohnenswert. Ein besonderes Highlight bietet der Donaghys Hill Wilderness Lookout mit 360 Grad Aussicht auf die Western Wilderness. Von einigen am Lyell Highway liegenden Viewpoints verdient insbesondere der Iron Blow Lookout am Mount Lyell Beachtung. Von einem spektakulären Skywalk überblicken wir die von 1883 bis 1929 betriebene Iron Blow Mine und die Minenlandschaft bei Queenstown. Ursprünglich wurde hier Gold gesucht, aber Kupfer gefunden. Kupfererz wird bis in der Gegenwart bei Queenstown abgebaut.






Orr Street in Queenstown
Der Ort Queenstown war das Zentrum des Bergbaudistriktes in West-Tasmanien. Unsere Eindrücke des kurzen Aufenthaltes sind zwiespältig. Die schnellen Veränderungen des Ortes mit vielen Aufs und Abs haben Spuren hinterlassen. Queenstown ist zugleich Geisterstadt und Boomtown.











Esplanade in Strahan
40 km westlich von Queenstown endet unsere Etappe in Strahan. Bei Strahan werden mehrere große Fischfarmen betrieben. Daneben lebt der Ort mit 600 – 700 Einwohnern vor allem vom Tourismus und möchte Besuchern gefallen. Weit jenseits von Massentourismus zieht Strahan für tasmanische Verhältnisse in Anbetracht seiner abgeschiedenen Lage erstaunlich viele Besucher an, wozu ein sympathisches Ortsbild mit Cafés, Restaurants und Shops beitragen dürfte. Das Angebot touristischer Aktivitäten umfasst Adventure Touren, Gordon River Cruises, Fishing Touren, Scenic Flights. Wir haben für den nächsten Tag eine Gordon River Cruise gebucht. (Link einfügen: Post 28.12.2014)






Cottages in Strahan
Mit den gebuchten Cabins im Motel-Stil in Strahan, den Castaway Holiday Apartments, sind wir hoch zufrieden. Mehr als 10 Tage waren wir offline. In Strahan verfügen wir wieder über einen Internetzugang. Die Abarbeitung des aufgelaufenen Pakets wird uns einige Zeit beschäftigen. Fotostrecke der Unterkunft

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen